Noch bevor ihm Albert EinsteinAlbert Einstein (1879–1955), einer der bedeutendsten Physiker der Wissenschaftsgeschichte. Entwicklung der Relativitätstheorie ab 1905. Ab 1914 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften, ab 1917 Direktor des für ihn gegründeten Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik. Nobelpreis 1921 (verliehen 1922). Lehr- und Forschungsaufenthalte in den USA. Von seinem Aufenthalt in Princeton 1932/33 kehrte er nicht mehr nach Deutschland zurück. Deutliche Haltung gegenüber Nazi-Deutschland auch nach 1945. Emeritierung 1946, danach weiter am Institute of Advanced Studies in Princeton. 1918 eine Stellung am Kaiser-Wilhelm-Institut für PhysikKaiser-Wilhelm-Institut für Physik: 1917 eigens für Albert Einstein gegründet. 1948 Umbenennung in Max-Planck-Institut für Physik. Einstein war Direktor von 1917–1933. Anfangs war das Institut in der Wohnung von Albert Einstein untergebracht und nur dafür zuständig, finanzielle Zuwendung für die Anschaffung von Forschungsgerät oder in Form von Stipendien zu vergeben. Erwin Finlay Freundlich war 1918 der erste (und bis 1920 der einzige) wissenschaftliche Mitarbeiter des Instituts. verschaffte, machte sich Erwin Finlay FreundlichErwin Finlay Freundlich (1885–1964), Astrophysiker. Assistent an der Berliner Sternwarte ab 1910. Ab 1918 erster Mitarbeiter an Einsteins Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik. Planung des Einsteinturms als leistungsstärkstes Sonnenobservatorium Europas. Direktor des Einsteinturms ab 1920. Vertreibung durch die Nazis, ab 1933 Professor für Astronomie in Istanbul. Ruf an die Deutsche Uni in Prag 1936. Flucht nach Holland 1939. Dann an der schottischen St.-Andrews-University, Aufbau einer Astronomischen Abteilung mitsamt Sternwarte, ab 1951 Napier-Professur für Astronomie. an die Planung des Instruments, von dem er sich versprach, die relativistische Rotverschiebung des Sonnenlichts empirisch überprüfen zu können. Freundlich nutzte dabei den Kontakt zu Erich MendelsohnErich Mendelsohn (1887–1953), Architekturstudium an der TH (Berlin-)Charlottenburg und TH München. Hochzeit mit Luise Maas 1915. Nach Rückkehr aus dem 1. Weltkrieg Gründung des eigenen Büros in Berlin, das zu einem der erfolgreichsten und bekanntesten deutschen Architekturbüros wird. 1933 Emigration nach England, 1939 Umzug nach Jerusalem, 1941 in die USA. Bedeutende Bauten in all diesen Ländern., den er durch seine Freundschaft mit Luise MendelsohnLuise Mendelsohn, geb. Maas (1894–1980), Cello-Studium in London, Leipzig und Berlin. Lernte 1910 Erich Mendelsohn kennen, Hochzeit 1915. 1916 Geburt der Tochter Marie Luise Esther. Aufgabe der musikalischen Karriere und Unterstützung Erichs nach Gründung des eigenen Büros. Viele Aufträge Erichs, u.a. für den Einsteinturm, gehen auf Luises Netzwerk zurück. Auch nachdem die Familie Mendelsohn von den Nazis aus Deutschland vertrieben wurde, sicherte Luise ihrem Mann viele neue Aufträge. Nach Erichs Tod ordnete sie seinen Nachlass. kennen gelernt hatte. Mendelsohn wandelte Freundlichs wissenschaftliche Ideen in architektonische Skizzen um. Zwischen Freundlich und Mendelsohn entstand ein Dialog zwischen technischer Machbarkeit und architektonisch-ästhetischer Umsetzung.
Freundlich benötigte Geld zur Umsetzung des Instruments, das immer mehr Gebäude wurde. Anfangs war die Mittelakquise recht mühsam. Erst als die Expedition von Arthur EddingtonArthur S. Eddington (1882–1944), Astrophysiker, früher Befürworter Einsteins Relativitätstheorie. Direktor des Observatoriums der Universität Cambridge seit 1914. 1923 veröffentlichte er eines der ersten Lehrbücher über die Relavitätstheorie. Da Eddington viele seiner Bücher mit anschaulichen Beispielen und Witzen spickte, wurden gerade seine wissenschaftsphilosophischen Werke auch außerhalb der wissenschaftlichen Community gelesen. im November 1919 Beweise für Einsteins Relativitätstheorie erbrachte, änderte sich die Lage. Einstein und die Relativitätstheorie waren plötzlich in aller Munde, und zwar über die engen Grenzen der (Astro-)Physik hinaus. Dass ein Engländer die Theorie des nun berühmten Einsteins bewies, verletzte den trotz Niederlage im Ersten Weltkrieg immer noch blühenden Nationalstolz der Deutschen. Das nutzte Freundlich in seinem Aufruf zur „Einstein-Spende“ geschickt: „Die Forschungen Albert Einsteins zur allgemeinen Relativitätstheorie bedeuten einen Wendepunkt in der Entwicklung der Naturwissenschaften, vergleichbar nur mit solchen, die an Namen wie Kopernikus und Newton anknüpfen. […] Die Akademien Englands, Amerikas und Frankreichs haben unter Ausschluß Deutschlands vor kurzem eine Kommission eingesetzt zur energischen Durchführung der experimentellen Grundlegung der Allgemeinen Relativitätstheorie. Es ist Ehrenpflicht derer, denen an der Kulturstellung Deutschlands gelegen ist, nach Maßgabe ihres Könnens die Mittel aufzubringen, um wenigstens einer deutschen Sternwarte die Prüfung der Theorie in unmittelbarer Zusammenarbeit mit ihrem Schöpfer möglich zu machen.“ Diesen Appell schickte Freundlich noch im Dezember 1919 an potentielle Geldgeber aus Industrie und Handel und warb innerhalb eines Jahres 350.000 Reichsmark ein. Zum Schluss belief sich die Einsteinspende auf über 1 Mio. Reichsmark, „das bisschen Mammon“ eben, von dem Einstein überzeugt war, das Freundlich es beschaffen konnte.
Daraufhin beteiligte sich auch die Preußische Regierung mit 150.000 Reichsmark, die später um 50.000 RM aufgestockt wurden. Außerdem schaffte es Freundlich, dass Firmen wie Carl Zeiss in Jena und Schott & Co. die Optik und Instrumente dem Einsteinturm entweder spendeten oder zum Herstellungspreis überließen. Damit hatte Freundlich die Finanzierung des Einsteinturms sichergestellt. Er konnte nun Erich Mendelsohn endlich offiziell mit der Planung der Architektur beauftragen. Der Einsteinturm sollte zu einem Forschungsinstrument werden, das so leistungsstark wie kaum ein anderes zu dieser Zeit in Europa war. Das Bauwerk wurde so berühmt, dass es sogar noch vor Fertigstellung in die Architekturgeschichte einging.