Der Einsteinturm ist eine Ikone der Moderne. Er wurde 1920–22 von Erich Mendelsohn in einer Weise erbaut, die mit allen Traditionen brach. Die Wüstenrot Stiftung hat die letzten beiden Instandsetzungen dieses bedeutenden Denkmals durchgeführt. Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) betreibt den Einsteinturm immer noch in seiner ursprünglichen Funktion: als Sonnenteleskop.
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Projekt

Der Einsteinturm ist ein Sonnenteleskop, das vom Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) betrieben wird. Der Architekt Erich Mendelsohn erbaute den Einsteinturm 1920–22. Die Wüstenrot Stiftung hat die letzten beiden großen Instandsetzungen 1997–99 und 2021–23 durchgeführt und dabei alle historischen Schichten behutsam konserviert. Die digitale Ausstellung »Einsteinturm revisited« lädt dazu ein, in die Entstehungsgeschichte des Turms einzutauchen, seine wissenschaftlichen Voraussetzungen nachzuvollziehen und die Besonderheiten zu begreifen, ihn als Denkmal zu bewahren.

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Besuch der Kosmonauten

(1979)

Die Kosmonauten (so hießen Astronauten in der DDR) Sigmund Jähn und Valeri Bykowski flogen im August 1978 zur Raumstation Saljut 6. Sigmund Jähn war der erste Deutsche im All. Ihre Mission wurde unter anderem auf dem Telegrafenberg vorbereitet und nach ihrer Rückkehr aus dem All am 3. September 1978 hier auch ausgewertet. Kurz nach ihrer Landung besuchten die beiden Kosmonauten den Einsteinturm. Das war Anlass für erneute Putz- und Anstricharbeiten, nachdem 1974–76 bereits Dächer und Kuppel gereinigt, mit Thioplast verspachtelt und mit Teerepoxidharz beschichtet wurden. Mittlerweile war der Einsteinturm offiziell ein Denkmal, welches das Ministerium für Kultur der DDR 1976 unter Schutz stellte.

Für das feierliche Willkommen der Kosmonauten wurde der Außenputz 1978 zu etwa 30 Prozent abgeschlagen und an den entsprechenden Stellen durch Zementputz ersetzt. Für den Anstrich wurde die gleiche Wachsfarbe wie schon in den 1950er-Jahren benutzt.

Die beiden Kosmonauten Sigmund Jähn und Valeri Bykowski nach ihrer Rückkehr aus dem All vor der Raumkapsel Sojus 29.
Jähn und Bykowski steigen uniformiert und mit Orden behängt am 3. September 1978 die Treppe des frisch sanierten, weiß gestrichenen Einsteinturms hinab.
Briefmarke der DDR zu Ehren Albert Einsteins mit einer von Mendelsohns Skizzen zum Einsteinturm
Die Instandsetzung 1978 lohnte sich, zumal 1979 das 100-jährige Geburtsjubiläum Albert Einsteins gefeiert wurde, hier mit einer Sonderbriefmarke, auf der das Konterfei Einsteins und eine frühe Skizze des Einsteinturms von Erich Mendelsohn zu sehen sind, beides Menschen, denen Deutschland auch nach 1945 suspekt blieb.
Sigmund Jähn vor Einsteinturm zur Verleihung seiner Doktorwürde
Karl-Heinz Marek (Leiter des Bereiches Fernerkundung am Zentralinstitut für Physik der Erde) und Sigmund Jähn 1983 vor dem Einsteinturm mit selbstgebastelten „Doktorhelmen“ anlässlich der Verleihung der Doktorwürde, nachdem sie eine gemeinsame Doktorarbeit eingereicht hatten, die auf Jähns Experimenten im All beruhte.

Anlässlich der 60-jährigen Einweihung des Einsteinturms waren 1984 neue Reparaturen vonnöten. Wieder konzentrierten sich die Arbeiten auf die Instandsetzung des Putzes, der mit Propanbrenner und Spatel abgebrannt, abgestoßen und dann ausgebessert und überschliffen wurde, bevor er mit Polyacrylat gestrichen wurde. Fenster und Türen wurden mit neuem Lack versehen und die Kuppel mit Aluminiumbronze gestrichen. Auch diese Reparatur war nicht von langer Dauer. Als sich 1995 dann die Wüstenrot StiftungDie Wüstenrot Stiftung (Wüstenrot Stiftung Gemeinschaft der Freunde Deutscher Eigenheimverein e. V.) konzipiert und realisiert Projekte in den Bereichen Denkmalpflege, Wissenschaft, Forschung, Bildung, Kunst und Kultur. Sie führte die Instandsetzung des Einsteinturms 1997–99 und 2021–2023 durch. zum ersten Mal ein Bild der Lage machte, um den Einsteinturm von Grund auf instand zu setzen, fand man die altbekannten Schadensbilder wieder. Die Kosmonauten Jähn und Bykowski kamen 1988 zum zehnjährigen Jubiläum ihres Weltraumflugs übrigens erneut auf den Telegrafenberg, um die zu ihren Ehren errichtete Doppelbüste einzuweihen, die unweit des Einsteinturms steht. Der Einsteinturm blieb auch während der DDR wichtiger visueller und wissenschaftlicher Bezugspunkt der Astrophysik und Sonnenforschung und wurde nach der Wende nahtlos weiter genutzt. Allerdings fehlen für die Rekonstruktion der Denkmal- und Sanierungsgeschichte des Einsteinturms während der DDR viele Unterlagen, was wohl durch Archivwanderungen infolge der Wiedervereinigung zu erklären ist.

Einsteinturm mit silberner Kuppel
Einsteinturm in weiß mit silberner Kuppel
Der Einsteinturm mit silberner Kuppel und Schäden am Putz, einem Riss im Bereich der Terrassenbrüstung und abgeschliffenen Rasenkanten.